Tipping Points – helfen Sie mit!

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich das Buch von Malcom Gladwell, des amerikanischen Journalisten und Autors, zu den Kipppunkten gelesen habe. Das Sachbuch, 2020 erschienen als „Tipping Points – wie kleine Dinge Grosses bewirken können“, definiert diese Kipppunkte in etwa so… Die Verbreitung neuer Ideen, Produkte oder Verhaltensweisen entwickeln sich langsam wie beispielsweise ein Virus. Letzterer erfasst zunächst nur wenige, breitet sich langsam aus, bis er sich schliesslich in Form einer Epidemie durchsetzt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt kippt der unsichtbare Trend und wird erlebbar, weil er durch eine kritische Masse getragen wird.

Warum ist das so spannend? Weil jeder einzelne Mensch einen „Datenpunkt“ bzw. einen Akteur darstellt, der dazu beitragen kann, dass sich diese kritische Masse überhaupt bildet. Mir kommt auch der einzelne Tropfen in den Sinn, der ein Wasserglas zum Überlaufen bringen kann.

Ökologische Kipppunkte

Wir kennen das Konzept der Tipping Points auch aus der Klimadebatte bzw. aus wissenschaftlichen Prognosen zu den Veränderungen, die die Erwärmung unseres Planeten und der Verlust der Artenvielfalt bewirken können. Viele dieser möglichen Ereignisse sind absolut furchterregend, wie wenn beispielsweise der Regenwald „kippt“. Unlängst habe ich gelesen: „Wissenschaftler warnen, dass der Amazonas sich einem Kipppunkt nähert, bei dessen Überschreitung er sich von einem üppigen Tropenwald in eine trockene, degradierte Savanne verwandeln würde. Dieser Punkt könnte erreicht sein, wenn 25% des Waldes verloren gehen.“ („Scientists warn that the Amazon is approaching a tipping point beyond which it would begin to transition from a lush tropical forest into a dry, degraded savanna. This point may be reached when 25% of the forest is lost.“)

Vereinfacht gesagt, konkurrieren verschiedene Tipping Points miteinander: die ökologischen und die sozialen. Wandeln sich die Verhaltensweisen und Werte von Gesellschaften, der Wirtschaft und der Politik nicht schnell genug, um die ökologischen Kipppunkte abzuwenden oder wenigstens zu verlangsamen, dann wird eine ökologischer System nach dem andern kippen. Wie ein Dominospiel. Oder ein Chenga-Turm, aus dem einzelne Klötzchen herausgezogen werden.

Helfen Sie mit!

Wechseln wir mal die Perspektive von makro zu mikro: Ich liebe es, für meinen Podcast „Die Natur und die Stadt“ mit spannenden Personen über Biber, Bäume oder Alpensegler zu sprechen. Aber darüber hinaus, möchte ich gerne auch möglichst viele Menschen mit meinen Episoden erreichen. Denn jede/r Einzelne und sein/ihr Beitrag zählt.

Darum möchte ich Sie, lieber Hörer und liebe Hörerin bitten, meinen Podcast fünf Ihrer Bekannten und Freundinnen weiterzuempfehlen. Wenn Ihnen gefällt, was Sie hören, dann könnten vielleicht noch andere daran Gefallen finden. Ich wäre Ihnen unendlich dankbar! Denn ich bin absolut der Meinung, dass so viele Menschen wie möglich am gleichen Strick ziehen sollten. Jede/r auf seine Weise, an dem Ort, an dem er oder sie einen Beitrag leisten kann. Aber eben: Es müssen viele mehr sein, um die sozialen Kipppunkte in die richtige Richtung herbeizuführen.

Tipping Points - helfen Sie mit

Wie das Mycelium von Pilzen

Für wen das Konzept der Tipping Points übrigens zu mechanistisch ist… ich kann noch mit einem andern Bild aufwarten. Als Neujahrsgruss habe ich dieses Jahr das Video der a capella Band „Beautiful Chorus“ mit dem Titel „Brilliant Mycelium“ verschickt. Es zeigt die Videos eines Wissenschaftlers, der das Wachstum von Myzelien gefilmt hat, des Wurzelwerks von Pilzen, die sich unsichtbar für uns im Boden weiter und weiter ausbreiten. Es gibt zwar eine Kontroverse darüber, ob diese unterirdischen Pilznetzwerke wirklich der Kommunikation innerhalb der Pflanzengemeinschaft von Wäldern dienen. Aber unbenommen ist, dass gewisse Pilztypen in einem regen Stoffwechsel-Austausch mit gewissen Bäumen stehen – sogenannte Mykorrhiza-Pilze.

Abgesehen davon, dass dieses Video ganz zauberhaft ist, scheint mir die Vorstellung sehr naheliegend, dass wir, die besorgten Bewohner und Bewohnerinnen dieses Planeten, wie Pilze grosse, ausufernde Netzwerke bilden sollten.

Beziehungen und Netzwerke mit Gleichgesinnten – da stecken Vitalität und Kraft drin, für uns selbst und für die Sache.

About the Author
Seit Dezember 2020 veröffentlicht Claudia Acklin alle drei Wochen eine Episode ihres Podcasts. "Nature and the city - Die Natur und Stadt" beschäftigt sich mit Stadtökologie, Biodiversität und dem Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Stadtbewohner. - Claudia Acklin studierte Designmanagement, Sozialpädagogik und Journalismus und arbeitete mehr als 12 Jahre als Journalistin und Dokumentarfilmerin. Bis 2015 war sie hauptsächlich im Bildungs- und Forschungsbereich tätig und entwickelte neue Studiengänge wie den BA Design Management, International (DMI) oder eine Forschungsgruppe zu Design Management und Design Innovation an der Hochschule Luzern - Design & Kunst. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins "Swiss Design Transfer", einem regionalen Zentrum für Designpromotion und -unterstützung für KMU. Und sie war die Gründerin und erste Geschäftsführerin des Creative Hub, einer Plattform zur Unterstützung von Start-ups im Schweizer Designsektor. Sie hat einen Doktortitel in Design von der Lancaster University/Imagination mit besonderem Schwerpunkt auf Innovation und Designmanagement. Von 2016 bis Mitte 2022 war sie die Leiterin der Geschäftsstelle der ausserparlamentarischen Kommission Schweizerischer Wissenschaftsrat SWR: **************** Since December 2020, Claudia Acklin publishes an episode of a podcast every three week. "Nature and the city" deals with urban ecology, biodiversity and climate change and the implications of the latter for citizens living in cities. - Claudia Acklin studied design management, social pedagogy and journalism; she worked for more than 12 years as a journalist and documentary filmmaker. Until 2015, she has mainly been working in the educational and research field and developed new study programmes such as the BA Design Management, International (DMI) at Lucerne School of Art and Design or a research group on design management and design innovation. She also is a founding member of the association “Swiss Design Transfer”, a regional centre for design promotion and support for SMEs. And she was the founder and first managing director of the Creative Hub, a platform to support start-ups of the Swiss design sector. She holds a PhD in design from Lancaster University/Imagination with a special focus on innovation and design management. From 2016 until mid 2022 she was the head of the secretariat of the extra-parliamentary commission Swiss Science Council SSC.

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