Tauben vergiften (nach Georg Kreisler)

Ich werde demnächst eine Episode zu einem Stadtvogel veröffentlichen, der zwar eine hehre Vergangenheit hat, aber heute wenig geachtet und oft als Plage dargestellt wird. Die Episode und das Gespräch mit dem Biologen und Projektleiter Stefan Greif von Birdlife Schweiz (Link zum Podcast) geht u.a. darauf ein, wie es soweit kommen konnte. Immerhin war die Taube schon in Ägypten gezüchtet worden und eine beliebte Grabbeilage, was etwas über ihre Wertschätzung aussagt. Sie galt in der Antike als Vogel der Aphrodite oder der Venus, also als Vogel der Liebe. Sie war als Brieftaube ein geschätzter Bote und als Friedenstaube ein vorzügliches Symbol für die Friedensbewegung. Und – wie ich überrascht gelernt habe – wurde sie gar eingesetzt, um Kriegsschiffe zu versenken.

Georg Kreisler hingegen war als Jude knapp den Nazis entkommen. Sein Vater hatte kommen sehen, was der 2. Weltkrieg bringen würde und floh. Kreisler wurde amerikanischer Staatsbürger und kehrte erst viele Jahre nach Ende des Krieges wieder nach Österreich zurück. Nur um zu sagen, dass er kein Österreicher (mehr) sei.

Kreisler war Komponist, Sänger und Dichter – mit rabenschwarzen Humor. Sein satirisches Lied „Tauben vergiften“, übrigens im schönsten Wiener Dialekt gesungen, zeichnet ein gelinde gesagt zwiespältiges Bild der verliebten Wiener „Burschen und Mäderln“ und deren Sonntagszeitvertreib. Es wäre ihm zuzutrauen, dass er mit den mörderischen Jungverliebten die arische Jugend seiner Wiener Kindheit ins Visier nahm.

Doch lesen oder hören Sie selbst:

Tauben vergiften

Schatz, das Wetter ist wunderschön
Da leid ich′s net länger zu Haus
Heute muss man ins Grüne gehn
In den bunten Frühling hinaus
Jeder Bursch und sein Mäderl
Mit einem Fresspaketerl
Sitzen heute im grünen Klee
Schatz, ich hab’ eine Idee

Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau
Gehn wir Tauben vergiften im Park!
Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau
Gehn wir Tauben vergiften im Park!
Wir sitzen zusamm′ in der Laube
Und ein jeder vergiftet a Taube
Der Frühling, der dringt bis ins innerste Mark
Beim Tauben vergiften im Park

Schatz, geh’, bring das Arsen gschwind her
Das tut sich am besten bewähr’n
Streu′s auf a Grahambrot kreuz über quer
Nimm′s Scherzel, das fressen’s so gern
Erst verjag′mer die Spatzen
Denn die tun’am alles verpatzen
So a Spatz ist zu gschwind, der frisst′s Gift auf im Nu
Und das arme Tauberl schaut zu

Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier
Gehn wir Tauben vergiften im Park!
Kann’s geben im Leben ein größres Plaisir
Als das Tauben vergiften im Park?

Der Hansl geht gern mit der Mali
Denn die Mali, die zahlt′s Zyankali
Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark
Beim Tauben vergiften im Park
Nimm für uns was zu naschen
In der anderen Taschen
Gehn wir Tauben vergiften im Park

 

 

About the Author
Seit Dezember 2020 veröffentlicht Claudia Acklin alle drei Wochen eine Episode ihres Podcasts. "Nature and the city - Die Natur und Stadt" beschäftigt sich mit Stadtökologie, Biodiversität und dem Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Stadtbewohner. - Claudia Acklin studierte Designmanagement, Sozialpädagogik und Journalismus und arbeitete mehr als 12 Jahre als Journalistin und Dokumentarfilmerin. Bis 2015 war sie hauptsächlich im Bildungs- und Forschungsbereich tätig und entwickelte neue Studiengänge wie den BA Design Management, International (DMI) oder eine Forschungsgruppe zu Design Management und Design Innovation an der Hochschule Luzern - Design & Kunst. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins "Swiss Design Transfer", einem regionalen Zentrum für Designpromotion und -unterstützung für KMU. Und sie war die Gründerin und erste Geschäftsführerin des Creative Hub, einer Plattform zur Unterstützung von Start-ups im Schweizer Designsektor. Sie hat einen Doktortitel in Design von der Lancaster University/Imagination mit besonderem Schwerpunkt auf Innovation und Designmanagement. Von 2016 bis Mitte 2022 war sie die Leiterin der Geschäftsstelle der ausserparlamentarischen Kommission Schweizerischer Wissenschaftsrat SWR: **************** Since December 2020, Claudia Acklin publishes an episode of a podcast every three week. "Nature and the city" deals with urban ecology, biodiversity and climate change and the implications of the latter for citizens living in cities. - Claudia Acklin studied design management, social pedagogy and journalism; she worked for more than 12 years as a journalist and documentary filmmaker. Until 2015, she has mainly been working in the educational and research field and developed new study programmes such as the BA Design Management, International (DMI) at Lucerne School of Art and Design or a research group on design management and design innovation. She also is a founding member of the association “Swiss Design Transfer”, a regional centre for design promotion and support for SMEs. And she was the founder and first managing director of the Creative Hub, a platform to support start-ups of the Swiss design sector. She holds a PhD in design from Lancaster University/Imagination with a special focus on innovation and design management. From 2016 until mid 2022 she was the head of the secretariat of the extra-parliamentary commission Swiss Science Council SSC.

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