
Auszug aus dem Interview mit Robin Wall Kimmerer „You Don’t Have to Be Complicit in Our Culture of Destruction“ by David Marchese in der New York Times
Kimmerer ist die Autorin von: “Braiding Sweetgrass: Indigenous Wisdom, Scientific Knowledge, and the Teachings of Plants.” Sie ist Autorin, Wissenschaftlerin und ein Stammesmitglied der Potawatomi Nation von Nordamerika. Sie zeigt einen Weg auf durch mehr Aufmerksamkeit für das Wichtige.
(…) Ich sehe den Erfolg Ihres Buches als Teil dieser meist noch verborgenen, aber tatsächlich riesigen, hoffnungsvollen Welle von Menschen – und ich meine normale Menschen, nicht nur Aktivisten oder Wissenschaftler -, die tiefgründig über den Schutz der Erde nachdenken und Maßnahmen ergreifen. Aber dieser Aufschwung ist nicht Teil der Geschichte, die uns normalerweise über den Klimawandel erzählt wird, in der es eher um Vergeblichkeit geht. Was sind die Schlüssel, um ein positives Gefühl in Bezug auf den Klimawandel und die Zukunft zu vermitteln, das im Gegensatz zu den üblichen Erzählungen steht?
Die Geschichte, die wir beleuchten müssen, ist, dass wir uns nicht an der Zerstörung beteiligen müssen. Das ist die Annahme: dass es diese mächtigen Kräfte um uns herum gibt, denen wir unmöglich entgegenwirken können. Die Weigerung, sich mitschuldig zu machen, kann eine Art Widerstand gegen die vorherrschenden Paradigmen sein, aber es ist auch eine Gelegenheit, kreativ und freudig zu sein und zu sagen: Ich kann Monsanto nicht stürzen, aber ich kann einen Biogarten anlegen; ich kann nichts gegen die Umweltzerstörung unternehmen, aber ich kann einheimische Landschaften kreieren, die den Bestäubern angesichts der neonicotinoiden Pestizide helfen. Die Forschung hat gezeigt, dass sie besonders schädlich für Wildbienen und Hummeln sind.
Vieles, worüber wir in der Umweltbewegung nachdenken, ist nur Augenwischerei und Schwarzmalerei, aber wenn man sich viele dieser Beispiele ansieht, in denen Menschen die Dinge selbst in die Hand nehmen, sind sie voller Freude. Das ist nicht nur für das Land heilsam, sondern auch für unsere Kultur – es tut gut. Es ist auch gut, die eigene Handlungsfähigkeit zu spüren. Wir müssen diese Befriedigung spüren, die die so genannte Befriedigung, etwas zu kaufen, ersetzen kann. Unsere Aufmerksamkeit wurde von der Wirtschaft in Beschlag genommen, von Vermarktern, die uns sagen, dass wir dem Konsum, der Gewalt und der politischen Spaltung unsere Aufmerksamkeit schenken sollen.
Was wäre, wenn wir der natürlichen Welt unsere Aufmerksamkeit schenken würden? Ich habe mir oft vorgestellt, dass wir Fox News haben sollten, d. h. Nachrichten über Füchse. Was wäre, wenn wir Erzählmechanismen hätten, die besagen, dass es wichtig ist, dass Sie über das Wohlergehen der Wildtiere in Ihrer Nachbarschaft Bescheid wissen? Dass das eine Nachricht wert ist? Dieses wunderbare Geschenk der Aufmerksamkeit, das wir Menschen haben, wird missbraucht, um die Aufmerksamkeit auf Produkte und die politische Agenda anderer zu lenken. Wenn wir hingegen unsere Aufmerksamkeit zurückgewinnen und den Dingen Aufmerksamkeit schenken, die wirklich wichtig sind, dann beginnt eine Revolution.
Siehe auch meinen Beitrag: Ein Loblied auf die UmweltbürgerInnen
Auszug Originalinterview in Englisch
I see the success of your book as part of this mostly still hidden but actually huge, hopeful groundswell of people — and I mean regular people, not only activists or scientists — who are thinking deeply and taking action about caring for the earth. But that groundswell isn’t part of the story that we’re usually told about climate change, which tends to be much more about futility. What are the keys to communicating a sense of positivity about climate change and the future that’s counter to the narrative we usually get?
The story that we have to illuminate is that we don’t have to be complicit with destruction. That’s the assumption: that there are these powerful forces around us that we can’t possibly counteract. The refusal to be complicit can be a kind of resistance to dominant paradigms, but it’s also an opportunity to be creative and joyful and say, I can’t topple Monsanto, but I can plant an organic garden; I can’t counter fill-in-the-blank of environmental destruction, but I can create native landscaping that helps pollinators in the face of neonicotinoid pesticides. Which research has suggested is especially harmful to wild bees and bumblebees.
So much of what we think about in environmentalism is finger-wagging and gloom-and-doom, but when you look at a lot of those examples where people are taking things into their hands, they’re joyful. That’s healing not only for land but for our culture as well — it feels good. It’s also good to feel your own agency. We need to feel that satisfaction that can replace the so-called satisfaction of buying something. Our attention has been hijacked by our economy, by marketers saying you should be paying attention to consumption, you should be paying attention to violence, political division. What if we were paying attention to the natural world? I’ve often had this fantasy that we should have Fox News, by which I mean news about foxes. What if we had storytelling mechanisms that said it is important that you know about the well-being of wildlife in your neighborhood? That that’s newsworthy? This beautiful gift of attention that we human beings have is being hijacked to pay attention to products and someone else’s political agenda. Whereas if we can reclaim our attention and pay attention to things that really matter, there a revolution starts.